Seit frühester Zeit nutzt der Mensch Mittel und Wege Gedanken zu formulieren und sich mitzuteilen. Die Sprache gehört zu den wichtigsten Fähigkeiten, nicht nur um mit anderen im Alltag zu sprechen, sondern auch um Wissen festzuhalten und weiterzugeben. Unsere Vorfahren verfügten anfangs über einen geringen Wortschatz, teilten sich eher über Laute und Gesten mit, doch mit der Zeit entwickelte sich auch das stimmliche Werkzeug. Seit jeher benötigen wir ein Ausdrucksmittel wie: die Gestik, die Sprache, die Schrift oder das Zeichnen, um uns mitzuteilen, die Gabe, uns einzig durch Gedankenübermittlung auszutauschen, fehlt uns. Wird uns diese geistige Fertigkeit auch in Zukunft verwehrt bleiben?
' +'' +'Sprache mit Zwischentönen und Sprache als Mittel zum Zweck
Kommunikation dient in erster Linie dem gesellschaftlichen Wesen. Wir sind dadurch in der Lage mit anderen Menschen zu agieren. Weiterhin nutzen wir die Kommunikation als Basis für die Verwendung von Technologie. Programmiersprachen sind eine veränderte Form sich zu verständigen, mit dem Unterschied, dass dies meist nicht akustisch, sondern schriftlich geschieht. Diese Art der Mitteilung untersteht strengster Logik und Mathematik. Schwierig sich vorzustellen, dass Menschen auf diese Weise miteinander sprechen, die Technologie als „Kommunikationspartner“ verzichtet auf Zwischentöne, was dabei zählt ist die präzise Fachsprache.
Ob im fachspezifischen oder gesellschaftlichen Kontext, es existiert ein Zwischenschritt zwischen Gedanke und Formulierung. Wir schreiben, sprechen, sehen, hören oder fühlen. Noch gelingt es uns nicht, die Gedanken eines Gegenübers auf mentaler Ebene zu erfassen oder uns auf diese Weise mitzuteilen. Wir sind kaum in der Lage unser wertvollstes Gut ohne einen gewissen Verlust zu nutzen. Wir verlieren dabei Zeit und Präzision. Was aber wäre möglich, wenn die Menschheit diese Umwege umschiffen und ohne Zeitverlust miteinander kommunizieren könnte?
Die Nutzerproflie der Sozialen Netzwerke könnten zukünftig Bestandteil einer künstlichen Intelligenz sein
Mark Zuckerberg ist nicht nur die Person hinter Facebook – der Mensch der mit seinem Social Network eine grenzenlose virtuelle Begegnungsstätte erschaffen hat und dabei die Profile von 2 Milliarden aktiven Nutzer (Stand November 2018) verwaltet. Mit dieser potenziellen Datenmasse wird der Amerikaner ebenso zu einem Kommunikationsforscher. Facebook verbindet nicht nur Menschen miteinander, die Datenbanken ermöglichen einen Wandel der Art und Weise, wie wir miteinander umgehen. Was könnten Menschen wie Zuckerberg mit so vielen unterschiedlichen Persönlichkeitsprofilen alles anfangen und bezwecken? Auf alle Fälle wäre es möglich, dass diese Daten als Grundlage für alle möglichen Algorithmen dienen und sich menschliche und künstliche Intelligenz vereinen. Könnte diese Fusion womöglich auch die Telepathie voranbringen?
Wo der Fortschritt jetzt schon hilft
Die Anwendung von Messströmen am menschlichen Gehirn ist nichts komplett Neues. In der medizinischen Therapie, bei Querschnittslähmung und generell bei Zuständen von körperlicher Kommunikationsunfähigkeit, gibt es Technologien, die per Hirnstrommessung und über Computerausgabe ein gewisses Maß an Ausdruck oder Interaktion ermöglichen. Um die Signale des Gehirns zu übertragen und zu verarbeiten braucht es momentan noch äußerlich sichtbare Elektroden oder Implantate. Die größten Probleme, mit der Betroffene und Wissenschaftler derzeit auskommen müssen, sind zum einen die langsame Geschwindigkeit und die Störanfälligkeit. Dennoch, Betroffene sind schon jetzt in der Lage, ein gewisses Maß an Bewegungs- und Kommunikationsfähigkeit zurückzubekommen.
Was heute schon einer sehr eingeschränkten aber auch geringen Menschengruppe hilft, soll zukünftig in viel größerem Maße der Gesellschaft zukommen und die Kommunikation effektiver gestalten. Gedanken könnten unter Mithilfe von Technologien ohne Zeitverlust weitergenutzt werden. Mark Zuckerberg selbst stellte 2017 solch einen Zukunftsgedanken vor: Über ein kleines Gerät am Kopf sollen Menschen zukünftig in der Lage sein, Gedanken etwa fünfmal so schnell wie bisher schriftlich zu formulieren, ohne Tastatur, ohne Shortcuts, nur durch Gedankenkontrolle. Das entspräche etwa 100 Wörtern in der Minute. Diese Technologie soll vor allem das Tippen auf Smartphone-Tastaturen ersetzen und damit das mobile Schreiben erleichtern. Die gebückte Haltung und verkrampfte Hände sollen dann der Vergangenheit angehören.
Wie verständlich sind rohe Gedanken?
Solche Zukunftsgedanken lösen geteilte Meinungen aus. Natürlich ist Entwicklung in gewisser Weise ein gewünschter Fortschritt, die Menschheit stößt dadurch eine weitere Tür der eigenen Evolution auf. Das aufzuhalten wäre falsch. Auf der anderen Seite birgt so eine Technologie vor allem ungeahnte Gefahren. Konkret bedeutet das, dass beim direkten Schreiben aus den Gedanken heraus, eine Ebene des Ausdrucks selbst wegfallen würde. Wir würden uns ohne eigene Zensur, ohne Filter und Formulierungsausarbeitung mitteilen. Das was man schneller gedanklich verfasst, bräuchte dann länger um vom Anderen verstanden zu werden, weil der Gegenüber unsere mentalen Entwürfe erst ausarbeiten müsste.
Wie gesagt, solche Zukunftsvisionen sind nicht neu, im Fall von Facebook und der immensen gesammelten und vom Unternehmen verwalteten Datenmenge fällt es aber nicht schwer aus Science-Fiction eine reale Möglichkeit (oder Gefahr) zu erkennen. Gespeicherte Nutzerprofile würden dieser Technologie zu einer Gedankenmaschine verhelfen, unser Denken wären Impulse für die künstliche Intelligenz, die dank Algorithmen unsere Persönlichkeit simuliert.
Gibt der Mensch dann vollends die Kontrolle ab?
Würde eine solche Technologie nicht auch die Art und Weise verändern, wie wir denken? Kann uns die Gefahr vom öffentlichen Denkzugriff sogar mehr beschränken, anstatt zu beflügeln? Wir würden selbst in unserem Innersten versuchen gewisse Dinge unter Verschluss zu halten, vielleicht töten wir damit auch das kreative Denken, mit die größte Antriebsfeder unseres Fortschritts ab.
Deshalb, die Fähigkeit und das Bewusstsein für Sprache, Kommunikation aber auch das Denken selbst, ist einem nicht immer präsent. Doch wie heißt es im alten Volkslied so treffend:
„Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten, sie fliehen vorbei wie nächtliche Schatten.
Kein Mensch kann sie wissen, kein Jäger erschießen, es bleibet dabei: die Gedanken sind frei.“
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